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Dschungelcamp: Veganerin trifft auf Schweinepenis


Typisches Dschungel-Familientreffen
Woran dieses Dschungelcamp verdächtig erinnert

MeinungVon Janna Halbroth

Aktualisiert am 14.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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"Ich bin ein Star – Holt mich hier raus": Claudia Effenberg hat keinen Behindertenausweis.Vergrößern des Bildes
"Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!": Claudia Effenberg hat keinen Behindertenausweis. (Quelle: RTL+)

Wenn das Dschungelcamp kein Dschungelcamp, sondern ein Familienfest wäre, was würde sich dann ändern? Wenig.

Eine Kolumne von Janna Halbroth

So langsam wird alles wieder "normal". Keine Masken mehr im Fern- und Nahverkehr, Isolationspflichten gibt es nur noch in Gefängnissen und apropos Gefängnis: Boris Becker kehrt in seine Heimat zurück. Die Welt ist zwar so gar nicht im Gleichgewicht, dafür aber im scheinbaren Normalzustand. Deswegen kann auch endlich wieder ein halbwegs normales Dschungelcamp in Australien stattfinden. Australien, das ist "wie Köln in groß", findet jedenfalls einer der Dschungelcamper und eröffnet somit die Winter-, nein Sommer-, weil klar, in Großköln sind die Jahreszeiten umgekehrt – also Sommerfestspiele der Oberknalltüten.

Man kann sich seine Sippe nicht aussuchen

Die gestalten sich diesmal fast wie ein großes Familienfest, wie praktisch, denn auch das ist nach Corona wieder absolut konform. Und wie das bei Familien so ist, gibt es mal gute, mal schlechte Zeiten und – ganz wichtige Binsenweisheit: Man kann sich seine Sippe nicht aussuchen. So sitzen auch im Dschungel der schräge Onkel, das verdrehte Kind, der nichts verstehende Opa und die perfektionistische Cousine gemeinsam am Tisch und kommen irgendwie nicht auf einen Nenner.

Erste Streitigkeiten sind natürlich schon beim Essen programmiert. Wie bei jeder normalen Familie gibt es ein traditionelles Menü zu besonderen Anlässen. Im Dschungel sind es eben Schweinepenis und Opossum, die den Haussegen oder die Dschungelpalme schief hängen lassen, aber das spielt eigentlich keine große Rolle. Denn "Go Vegan" oder "Mein Körper ist kein Friedhof" sind Sätze, die genauso gut unterm heimischen Tannenbaum in Hamburg Eppendorf wie im australischen Dschungel gesagt werden können. Der Konflikt ist der gleiche. Nur ist vielleicht der gemeine Dschungelcamper noch etwas schwerer von Kapee als die eierlikörgeschwängerte Tante und noch mehr auf Streit gepolt als der genervte Onkel.

"I'm loosing, when I'm kotzing"

Auch der unangenehme Cousin, der gar nicht mal so gut Englisch spricht, wie er denkt, schleicht in diesem Jahr im Dschungel herum. "I don't glaub dies", sagt er oder: "I'm loosing, when I'm kotzing." Mit dem Deutsch ist es hüben wie drüben natürlich auch nicht immer so ganz einfach. "Ich würde gerne wissen, ob, wenn alle Kameras ausfallen, die Leute noch so sind, wie sie sind ... von der Fleißigkeit", kann man sich in Zeiten der Instagram-Überwachung genauso fragen, wenn das Abräumen des Tisches nach dem Familiendinner ansteht, wie im australischen Busch.

Fleißigkeit hin oder her, das darf man immerhin noch so sagen. Was aber inzwischen seinen Weg auf den Index gefunden hat, darüber wird eben auch in den besten Familien heiß diskutiert. "Das Wort 'behindert' sollte man so übrigens nicht benutzen", heißt es im hitzigen Dialog unserer Dschungelfamilie.

Was ist eine Behinderung und wer darf sie wann und wie titulieren? Dieser Frage geht man im Dschungelcamp bereits am ersten Tag auf den Grund, ohne ihn je zu erreichen. Darf ein Model (könnte ebenso gut eine beliebige Tochter sein) einer Spielerfrau (etwa die entfernte Großcousine), die sich den Fuß verletzt hat und sich deswegen als behindert bezeichnet, sagen, dass sie in diesem Zusammenhang nicht von "behindert sein" sprechen darf, weil sie wiederum eine echte Behinderung in Form einer bipolaren Störung hat? Schwierig. Und darf diese im Gegenzug von einer "Bachelor"-Kandidatin (in unserem Familienbeispiel etwa eine Schwiegertochter) ermahnt werden, die mit "richtigen" Behinderten zusammenarbeitet, die niemals in den Dschungel fliegen könnten und das Model deswegen schätzen solle, was es habe? Puh!

Und da tut sich dann plötzlich doch der große Unterschied zum ganz normalen Familienfest auf. Denn da hätte doch schon längst irgendjemand mit Schnaps oder Eis für alle interveniert und die Wogen geglättet. Schnaps gibt es im Dschungel nicht. Eis keinesfalls. Dafür aber Schweinepenis und Opossum.

Verwendete Quellen
  • RTL: "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" vom 13. Januar 2023
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